Wäller Freunde Deutschland e.V.

 
 


Die Wäller-Hymne.
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Kastration - Versuch einer Entscheidungshilfe - Seite 2



Damit wären wir gleich bei einem der wichtigsten Begriffe. Kastration bedeutet bei beiden Geschlechtern die Entfernung der Geschlechtsrgane und somit auch die Entfernung der wichtigsten Drüsen für die Produktion von Sexualhormonen. Die Geschlechtsorgane sind jedoch nicht die einzigen Hormondrüsen, die Geschlechtshormone produzieren. Auch die Nebennierenrinde produziert Geschlechtshormone, insbesondere produziert sie auch das Hormon des >>anderen Geschlechts<<, also Testosteron bei weiblichen und in gewissem Umfang Östrogene bei männlichen Tieren. Sterilisation dagegen bedeutet in beiden Geschlechtern die Unterbindung, sei es durch Herausnehmen, Abbinden, Klipp oder andere Maßnahmen, der ausführenden Gänge, also des Eileiters bzw. Samenleiters. Damit bleiben die Geschlechtsorgane intakt, die Geschlechtshormon-Produktion wird weiter geführt, aber eine Zeugung von Nachwuchs ist zuverlässig unterbunden. Dieser Eingriff ist bei männlichen Hunden absolut unproblematisch und Routine, bei weiblichen ist er mit gewissen Vorsichtsmaßnahmen zu verbinden und hat ein etwas höheres Nachfolgerisiko, auch dieses ist jedoch durchaus im tragbaren Rahmen.
Die folgende Auflistung von Verhaltensproblemen, bei denen eine Kastration empfohlen wird und eine Kurzstellungnahme dazu, ob die Kastration hier wirklich Erfolg haben könnte, basiert zum Teil auf den statistischen Erhebungen der sogenannten Bielefelder Studie (Näheres siehe Niepel 2007), zum Teil auf hormonphysiologischen Grundlagenarbeiten oder auf anderen Veröffentlichungen mit Erfahrungsberichten beim Hund. Auch die Praxis und Alltagserfahrungen vieler Hundetrainer/innen, die Fallbeispiele in Seminaren beigetragen haben, runden dieses Bild ab. Da die Gegebenheiten bei Rüden und Hündinnen etwas unterschiedlich sind, wird die folgende Liste nach Geschlechtern getrennt aufgeführt.

Männliche Hunde sind hormonphysiologisch und im Verhalten etwas einfacher zu beurteilen, daher beginnen wir mit dem Rüden:

  • Eine häufig genannte Begründung ist das Auftreten von Agressions- bzw. Dominanzverhalten. Diese pauschale Aussage muss jedoch, aus verhaltensbiologischer wie auch hormoneller Sicht, sehr viel differenzierter betrachtet werden. So gilt es als absolut ungeeignet, Tiere, die aus Angst, Unsicherheit oder gar Panik zu Agressionsanfällen neigen, zu kastrieren. Die Sexualhormone haben nämlich im Gehirn auch noch eine angstlösende Wirkung und wenn diese wegfällt, werden Panik- und Angstattacken noch schlimmer.

  • Ebenso unbeeinflusst von der Sexualität sind Revierverteidigung, Warnverhalten (Bellanfälle) bei Fremden in der Wohnung, aber auch Jungtierverteidigung und das sogenannte Eifersuchtsverhalten. Auch männliche Hunde sind durch das sogenannte Elternhormon Prolaktin auf die Betreuung und Verteidigung des familieneigenen Nachwuchses eingestimmt, was beispielswiese zur Verteidigung von Kindern oder Welpen der eigenen Familie gegen Fremde und mögliche Bedrohungen führt. Ebenso wird die wichtigste Beziehungsperson, nämlich der Halter bzw. ganz besonders die Halterin, nicht unter dem Einfluss von Sexualhormonen, sondern unter dem Einfluss des sogenannten Partnerschutz- und Eifersuchtshormons Vasopressin verteidigt. Dise Wirkung, ebenso wie die Wirkung des Elternhormons Prolaktin, ist im günstigsten Falle unabhängig von der Anwesenheit von Sexualhormonen, kann, zumindest bei Prolaktin, sogar nach der Kastration verstärkt auftreten.

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  • Ebenso differenziert ist die Auswirkung einer möglichen Kastration auf das sogenannte Streunen zu betrachten. Die Tendenz männlicher Säugetiere, auch Hunde, ein stärkeres Patroulierverhalten im Revier zu zeigen, größere Streifgebiete zu nutzen, diese regelmäßig ablaufen, zu kontrollieren und zu markieren wird zwar unter dem Einfluss der Sexualhormone im Gehirn angelegt, diese Beeinflussung der entsprechenden Zentren im Gehirn geschieht jedoch, nach allem was wir wissen, bereits vor der Geburt. Einzig und allein das konkrete <<Ausbüchsen>> des Rüden bei direkter Anwesenheit einer läufigen Hündin in der Nachbarschaft kann, weil unmittelbar sexuell motiviert, durch Kastration eventuell verringert werden.


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